Immer mehr Organisationen setzen auf den Ansatz des selbstgesteuerten Lernens, beispielsweise im Rahmen von E-Learnings oder Blended Learning Journeys. Autonomie im Lernprozess bietet viele Vorteile, wie Individualisierbarkeit, adaptives Lernen oder höhere Flexibilität. Neue Lösungen stellen jedoch auch höhere Anforderungen an Lernende als traditionelle Lernmethoden. Für erfolgreiches selbstgesteuertes Lernen ist es daher wichtig, als Personalentwickler*in aktiv die Lernkultur deiner Organisation weiterzuentwickeln. Basierend auf unseren Erfahrungen in zahlreichen verschiedenen Kundenprojekten haben wir sieben konkrete Praxistipps für dich zusammengestellt, wie dies umgesetzt werden kann.
Tipps zur Förderung der Selbstlernkompetenz
1. Plattform und Ressourcen bereitstellen mit denen selbstgesteuertes Lernen realisiert werden kann
Für den Erfolg beim selbstgesteuerten Lernen ist es zunächst einmal wichtig, der Zielgruppe Zugriff auf relevante und hochwertige Lerninhalte zu ermöglichen. Wichtig ist dabei: Lediglich eine Bereitstellung von möglichst vielen Inhalten reicht nicht aus. Damit selbstgesteuertes Lernen funktioniert müssen passende E-Learning Kurse oder andere Lerninhalte für die spezifische Zielgruppe ausgewählt, kuratiert und beworben werden. Je besser die zur Verfügung gestellten Angebote den Lernbedarf der Mitarbeitenden treffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die betrieblichen Lernangebote auch genutzt werden. Auch die Gestaltung und Nutzer*innenfreundlichkeit der Lernplattform spielt hier mit ein. Neben der Bereitstellung von hochwertigen Lernangeboten ist es wichtig, auch Tools zur Verfügung zu stellen, welche die Lernenden in ihrem Lernprozess unterstützen. Hier existieren vielfältige Möglichkeiten – einige geeignete Beispiele sind OneNote, Miro oder Conceptboard.
2. Individuelle Lernkompetenz fördern
Selbstorganisiertes Lernen stellt höhere Anforderung an die Lernenden als ein klassisches, stärker fremdgesteuertes Lernformat. Daher ist es sinnvoll, Workshops und Schulungen anzubieten, die den Lernenden grundsätzliches Werkzeug zum Lernen in Eigenregie mit an die Hand geben. Dazu gehört, wie sie ihre Lernbedarfe bestimmen, individuelle Lernziele und Lernstrategien setzen, die optimale Lernzeit finden und ihre Lernfortschritte reflektieren können. Auch der Lernort bzw. die Gestaltung der Lernumgebung beeinflussen den Erfolg des selbstgesteuerten Lernens. Die Vermittlung von konkreten Lern- oder Zeitmanagementtechniken wie der Pomodoro-Methode kann die Mitarbeitenden außerdem dabei unterstützen, konzentrierter und effizienter zu lernen. Mit einem Lerntagebuch können sie ihren eigenen Lernfortschritt verfolgen, Meilensteine festhalten und Motivationsstrategien entwickeln. Solche strukturierten Angebote helfen den Mitarbeitenden, das „Lernen zu lernen“ und somit effektiver selbstgesteuert zu lernen.
3. Coaching und Mentoring für selbstgesteuertes Lernen
Lerncoaches, die explizit als Ansprechpersonen für das selbstgesteuerte Lernen zur Verfügung stehen, können den Lernprozess erheblich unterstützen. Diese Coaches können Führungskräfte oder erfahrene Kolleg*innen sein, die speziell für diese Rolle ausgebildet wurden. Durch regelmäßiges Feedback und Unterstützung können sie den Lernenden helfen, ihren Lernprozess zu optimieren und motiviert zu bleiben. Neben der Unterstützung durch Lern-Expert*innen ist auch der Einsatz von Learning Buddies, also Lernpartner*innen hilfreich. Solche Lernpartnerschaften ermöglichen einen kontinuierlichen Austausch über Lernfortschritte und Herausforderungen und wirken durch den sozialen Aspekt zusätzlich motivierend.
4. Lernziele als Teil der Zielvereinbarung
Das Verankern von Lernzielen in den Zielvereinbarungen der Mitarbeitenden erhöht die Verbindlichkeit und spiegelt die Bedeutsamkeit des Lernens innerhalb der Organisation wider. Entwicklungsziele sollten klar definiert und messbar gemacht werden, sodass Fortschritte nachverfolgt werden können. Durch die Integration von Lernzielen in die Zielvereinbarungen wird dem Lernen ein fester Platz im Arbeitsalltag zugeschrieben und es wird legitimiert, das Mitarbeitende Zeit und Ressourcen in ihre Weiterentwicklung investieren.
5. Zeiträume für selbstgesteuertes Lernen schaffen
Ein großer Vorteil von selbstgesteuertem Lernen liegt in der Flexibilität. Dies ist gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung, vor allem im Hinblick auf die Eigenmotivation. Mitarbeitende können im eigenen Tempo Kurse absolvieren – „Anytime“ wird so häufig zu „Another time“. Selbststeuerung erfordert nicht nur Eigeninitiative, sondern auch Freiraum, Mitarbeitenden muss es möglich gemacht werden, Arbeitszeit in ihre Weiterbildung zu investieren. Dies kann durch unternehmensweite Regelungen und Sensibilisierung der Vorgesetzten erreicht werden. Darüber hinaus sollten Führungskräfte und das Management als Vorbilder fungieren und zeigen, dass Lernen auch für sie eine Priorität ist. Indem Lernen als wichtiger Bestandteil der Strategie und des Arbeitsalltags etabliert wird, können Mitarbeitende ihre Lernzeiten besser planen und nutzen.
6. Lernräume zur Verfügung stellen & soziale Austauschformate fördern
Auch selbstgesteuertes Lernen profitiert von sozialen Elementen, welche die Reflexion und praktische Anwendung der Lerninhalte fördern und außerdem die Motivation der Lernenden erhöhen können. Soziale Formate wie z.B. Hackathons, Peer-to-Peer-Formate, Learning Conferences, WOL (Working Out Loud), Kollegiale Fallberatungen und Knowledge Sharing Sessions im Team erhöhen die Motivation und schaffen Verbindlichkeit. Als Personalentwickler*in kannst du solche Formate selbst initiieren und festlegen oder Personen in deiner Organisation bei der Umsetzung unterstützen. Soziales Lernen als Ergänzung zum individuellen Lernprozess ist ein wichtiger motivierender Faktor und unterstützt die Lernenden dabei, neues Wissen in die Praxis umzusetzen.
7. Lernen als Organisationswert verankern
Um eine aktiv gelebte Lernkultur zu etablieren, muss Lernen als zentraler Wert in der Organisation verankert und Teil der Unternehmenskultur werden. Dafür braucht es Vorbilder. Das Management sollte aktiv vorleben, wie sie selbst beständig neue Kompetenzen erwerben, welche Bedeutsamkeit Lernen für sie hat, welche Lernstrategie sie verfolgen und wie sie damit zur Erfüllung der Unternehmensziele beitragen. Eine Kultur, die eigeninitiatives und selbstgesteuertes Lernen in Unternehmen wertschätzt und fördert, prägt das Verhalten der Mitarbeitenden und unterstützt eine erfolgreiche und kontinuierliche Weiterentwicklung.
Durch die Umsetzung dieser sieben Praxistipps kannst du als Personalentwickler*in die Selbstlernkompetenz deiner Mitarbeitenden gezielt fördern und eine nachhaltige Lernkultur in deiner Organisation etablieren. Selbstgesteuertes Lernen bietet zahlreiche Vorteile und trägt maßgeblich zur individuellen und organisationalen Weiterentwicklung bei. Es liegt in der Verantwortung der Personalentwicklung, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen und die Mitarbeitenden auf ihrem Lernweg zu begleiten und zu unterstützen. Wenn du mehr über das Thema erfahren willst, schau dir unser Whitepaper zum Thema „Digitales und selbstgesteuertes Lernen“ an. In unserer kostenlosen Blended Learning Weiterbildung für Personalentwickler*innen erfährst du, wie du deine Mitarbeitenden für selbstgesteuertes Lernen motivieren und die Lernkultur in deiner Organisation weiterentwickeln kannst.