Wie funktioniert agiles Arbeiten?

agiles arbeiten team
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24. Oktober 2022

Organisationen müssen immer schneller auf immer komplexere und dynamischere Prozesse und Arbeitsabläufe reagieren. Das Thema Agilität wird dadurch zunehmend wichtiger. Durch agiles Arbeiten sind schnellere Reaktionen auf Veränderungen möglich, die Zusammenarbeit kann verbessert und die Qualität der Ergebnisse erhöht werden. Wie funktioniert agiles Arbeiten genau und welche Methoden gibt es?

Was ist Agilität?

Zunächst wollen wir den Begriff „Agilität“ näher definieren. Übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet „agilis“ etwa „beweglich, tätig“. Im Unternehmenskontext bedeutet es vor allem Anpassungsfähigkeit an das aktuelle Markt- und Arbeitsumfeld. Das kann durch verschiedene Methoden und Frameworks, wie z.B. Scrum oder Kanban, realisiert werden. Was jedoch agiles Arbeiten immer gemeinsam hat, sind die dahinterstehenden Werte.

Im Jahr 2001 traf sich mit der „Agile Alliance“ eine Gruppe von Vertretern aus der Softwareentwicklung, die die vier grundlegenden Werte und zwölf Grundsätze des agilen Arbeitens festhielten. Die vier Werte im „Agilen Manifest der Softwareentwicklung“ sind:

agiles arbeiten_das agile manifest

Das agile Arbeiten hat sich seitdem aus der Softwareentwicklung längst auf alle Branchen und Bereiche ausgeweitet, wobei diese Werte immer noch eine große Rolle spielen.

Die Basis für agiles Arbeiten

Wenn Organisationen beschließen, dass sie agil arbeiten möchten, braucht es eine gewisse Basis und bestimmte Voraussetzungen. Eine der Grundlagen für erfolgreiches agiles Arbeiten sind beispielsweise klare Ziele und Leitbilder, mit denen sich alle Mitarbeitenden identifizieren können.

Ein wichtiger Stichpunkt ist außerdem eigenverantwortliches Arbeiten. Die Teams und Mitarbeitenden tragen selbst die Verantwortung und treffen Entscheidungen direkt, ohne jedes Mal die Führungsebene miteinbeziehen zu müssen. Das verkürzt Wege und spart Zeit. Es wird zusätzlich in kurzen Zeitintervallen mit Feedbackschleifen und einer dauerhaften, offenen Kommunikation gearbeitet. So können Prozesse, Arbeitsweisen und die Arbeit im Team kontinuierlich überprüft, angepasst und verbessert werden.

Zentral ist auch die Orientierung an Kund*innen. Ihre Bedürfnisse und Wünsche werden stets hinterfragt und berücksichtigt. Agile Organisationen suchen den direkten Austausch und holen sich aktiv Feedback und Verbesserungsvorschläge von ihren Kund*innen ein.

agiles arbeiten_basis

Wie kann agiles Arbeiten in Organisationen eingeführt werden?

Die Einführung der agilen Verhaltensstandards bieten eine Einstiegsmöglichkeit in das agile Arbeiten. Je Organisation und Branche stellt der Fokus auf diese Werte eine kleine oder große Veränderung dar. Weitreichende Veränderungen sollten stets von einem professionellen Change-Management begleitet werden. Denn nur wenn die Grundpfeiler einer agilen Arbeitsweise richtig eingeführt sind, kann eine Organisation tatsächlich agil sein.

agiles arbeiten in organisationen einführen

Sind alle Mitarbeitenden bereit, sich auf die Veränderung einzulassen, geht es zunächst darum, ein gemeinsames Verständnis von agilem Arbeiten in der Organisation zu schaffen. Es können sich folgende Fragen gestellt werden:

 

  • Was bedeutet agiles Arbeiten im Kontext meiner Organisation und meiner Aufgaben?
  • Was können Hindernisse und Hürden sein?
  • Welche Projekte oder Teams eignen sich, um agiles Arbeiten zu erproben?
  • Brauchen wir einen agilen Coach und/oder eine Schulung?
  • Welche Methoden wollen wir einführen?

Agile Methoden

Es gibt zahlreiche Methoden des agilen Arbeitens, die sich gerade für den Anfang gut eignen. Dazu gehören u.a. die weit verbreitete Scrum-Methode, Kanban und Design Thinking.

 

1. Scrum

Scrum ist eine der beliebtesten und weitverbreitetsten agilen Methoden. Das liegt vor allem daran, dass diese Methode einfach und leicht verständlich ist.

Es gibt fest definierte, selbstorganisierte Scrum-Teams mit vorgegebenen Rollen, wie z.B. den Scrum Master und den Product Owner. Der Product Owner ist verantwortlich für die fachlichen Anforderungen an das Produkt und pflegt eine Liste mit diesen Anforderungen – den Product Backlog. Der Scrum Master sorgt dafür, dass der Scrumprozess eingehalten wird.

Die Entwicklungszyklen, sogenannte „Sprints“, werden möglichst kurzgehalten und es finden regelmäßig Feedbackschleifen statt. Welche Anforderungen in welchem Sprint realisiert werden, wird im Vorfeld von dem Product Owner festgelegt. Für jeden Sprint gibt es außerdem ein Sprint Planning und einen Sprint Backlog.

Während der Ausführung des Sprints findet jeden Morgen das Daily Scrum statt – ein 15-minütiges Meeting, in dem kurz der aktuelle Ist-Stand besprochen wird. Zum Ende jedes Sprints findet ein Sprint Review und eine Sprint Retrospektive statt. Der Sprint Review erfolgt mit dem gesamten Scrum Team und gegebenenfalls den Stakeholdern. Bei der Sprint Retrospektive ist nur das interne Team und der Scrum Master involviert. Anschließend startet der nächste Sprint.

agiles arbeiten_scrum

Möchtest du mehr über die Scrum-Methode erfahren? In unserem Lernprogramm „Scrum – Das agile Framework“ erfährst du alles, was du wissen musst! Hier erhältst du einen ersten Eindruck über die Inhalte.

 

2. Kanban

Diese Methode ist aus dem Toyota Production System (TPS) entstanden. Dabei wird die Produktion an der Kundennachfrage ausgerichtet. Es handelt sich also um ein Pull-System.

Das Kanban-Board ist Teil dieses Systems. In der einfachsten Form hat es drei Spalten: „Angefordert“, „In Bearbeitung“ und „Erledigt“. Dabei ist es wichtig, einzelne Aufgaben zuerst zu beenden, bevor man eine neue anfängt. Eine solche Visualisierung der Arbeitsschritte hilft dabei, transparent und effizient zu arbeiten. Auch ein tägliches Kanban-Meeting gehört zu der Methode.

agiles arbeiten_kanban

Doch die Kanban-Methode beinhaltet mehr als nur das Kanban-Board. Sie basiert auf vier grundlegenden Prinzipien, die das Ziel haben, einen schnellen und gleichmäßigen Fluss und kontinuierliche Verbesserung zu erreichen:

  1. Beginne mit dem, was du hast
  2. Strebe nach instrumenteller, evolutionärer Verbesserung
  3. Respektiere aktuelle Prozesse und Verantwortlichkeiten
  4. Fördere Leadership auf allen Ebenen

Zum Thema Kanban bieten wir auf der troodi Lernplattform ein spannendes Lernprogramm an: „Kanban einfach erklärt“ mit Kanban Management Professional Julian Wonner. Hier bekommst du einen ersten Einblick.

 

3. Design Thinking

Mit Design Thinking ist es möglich, systematisch an komplexe Problemstellungen heranzugehen. Dabei geht es vor allem um nutzer*innenorientiertes Erfinden. Man arbeitet in multidisziplinären Teams und variablen Räumen, um den kreativen Prozess zu fördern. Der iterative Design Thinking Prozess umfasst sechs Phasen:

1. Verstehen: Zunächst definierst du die Ausgangssituation und das Problem, das gelöst werden soll.

2. Beobachten: Hier geht es um die direkte Auseinandersetzung mit den Kund*innen. Du möchtest ihre Bedürfnisse und Prioritäten analysieren und verstehen.

3. Sichtweise definieren: Auf Basis der ersten beiden Phasen werden nun die Beobachtungen zu einem Gesamtbild zusammengefügt und die Zielgruppe anhand von Personas definiert.

4. Ideen entwickeln: In dieser Phase entwickelt das Team Ideen dazu, wie das Problem für die Zielgruppe zu lösen ist. Diese werden anschließend nach Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Erwünschtheit bewertet und priorisiert.

5. Prototyp bauen: Jetzt geht es darum, Prototypen zu entwickeln. Dies kann z.B. in Form von Skizzen, Modellen oder Mockups passieren.

6. Testen: Im letzten Schritt wird Feedback von Kund*innen gesammelt. Davon ausgehend können dann Verbesserungen vorgenommen werden. Eventuell muss der Prozess auch nochmal von Neuem durchlaufen werden.

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Du willst mehr über Design Thinking wissen? Dann ist unser Lernprogramm „Design Thinking – Innovation und Kreativität steigern“ mit Rea Eldem genau das Richtige für dich! Du kannst dir hier einen Trailer des Lernprogramms ansehen.

 

Fazit

Nun hast du einen ersten Überblick darüber erhalten, was agiles Arbeiten ist und wie es in Organisationen funktionieren kann. Du weißt, welche Werte hinter Agilität im Unternehmenskontext stecken und welche agilen Methoden man für den Anfang gut einsetzen kann.

Bei der praktischen Umsetzung ist vor allem eines zu beachten: Agiles Arbeiten muss gewollt sein. Für die agile Arbeitsweise sind Veränderungen in der täglichen Arbeitsweise, den Werten und Prinzipien notwendig. Dieser Prozess erfordert Disziplin, zahlt sich aber aus.

Durch agiles Arbeiten sind Mitarbeitende motivierter, da ihnen mehr Verantwortung übertragen und zugetraut wird. Aspekte wie Zusammenarbeit, Transparenz und Kommunikation fördern eine Kultur des Miteinanders. Außerdem erhöht agiles Arbeiten die Produktivität und Innovationskraft, da eine ständige Anpassung an die Bedürfnisse der Kund*innen und an den Markt stattfindet. So werden auch Risiken minimiert und die Zufriedenheit der Kund*innen erhöht.

 

Du möchtest agiles Arbeiten lernen? Bei troodi bieten wir ein Lernprogramm an, um dich genau dabei zu unterstützen. Unser Agile Coach und zertifizierter Scrum Master Julian Wonner begleitet dich durch die einzelnen Kapitel. Das kannst du aus dem Lernprogramm „Agilität verstehen“ mitnehmen:

  • Geschichte und Definition von Agilität
  • Identifizierung der Unterschiede zwischen klassischer und agiler Arbeitsweise
  • Reflexion der agilen Werte und Prinzipien
  • Überblick über agile Frameworks und Methoden
  • Einführung von agilen Methoden im Team

Hier kannst du dir einen Trailer des Lernprograms anschauen.

 

Unsere Lernplattform kannst du mit einem kostenlosen Testzugang kennenlernen. Bei weiteren Fragen kontaktieren uns gern per Mail oder telefonisch.

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Jasmin Lütke-Laxen
Marketing
Jasmin kommt ursprünglich aus Münster und studierte Design- und Projektmanagement in Soest. Im Rahmen ihres Studiums sammelte sie diverse Praxiserfahrung im Bereich Kommunikationsdesign, Produktmanagement und Online-Marketing. Sie ist in der Medien- und Marketing-Welt zuhause.

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