Agilität – Was bedeutet agiles Arbeiten?
Zunächst wollen wir den Begriff „Agilität“ näher definieren. Übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet „agilis“ etwa „beweglich, tätig“. Im Unternehmenskontext bedeutet es vor allem flexible Anpassungsfähigkeit an das aktuelle Markt- und Arbeitsumfeld. Diese Flexibilität kann durch verschiedene Arbeitsmethoden und Frameworks realisiert werden. Was jedoch agiles Arbeiten immer gemeinsam hat, sind die dahinterstehenden Werte.
Im Jahr 2001 traf sich mit der „Agile Alliance“ eine Gruppe von Vertretern aus der Softwareentwicklung, die die vier grundlegenden Werte und zwölf Grundsätze des agilen Arbeitens festhielten. Die vier Werte im „Agilen Manifest der Softwareentwicklung“ sind:
Das Mindset des agilen Arbeitens hat sich seitdem aus der Softwareentwicklung längst auf alle Branchen und Bereiche ausgeweitet, wobei diese Werte immer noch eine große Rolle spielen.
Die Basis des agilen Arbeitens
Wenn Organisationen beschließen, dass sie agil arbeiten möchten, braucht es eine gewisse Basis und bestimmte Voraussetzungen. Eine der Grundlagen für erfolgreiches agiles Arbeiten sind beispielsweise das agile Mindset und klare Ziele und Leitbilder, mit denen sich alle Mitarbeitenden identifizieren können.
Ein wichtiger Stichpunkt ist außerdem Selbstorganisation oder eigenverantwortliches und autonomes Arbeiten. Die Teams und Mitarbeitenden tragen selbst die Verantwortung Entscheidungen zu treffen, ohne jedes Mal die Führungskraft miteinbeziehen zu müssen. Das verkürzt Wege und spart Zeit. Es wird zusätzlich in kurzen Zeitintervallen mit Feedbackschleifen und einer dauerhaften, offenen Kommunikation gearbeitet. So können Prozesse, Arbeitsweisen und die Arbeit im Team kontinuierlich überprüft, angepasst und optimiert werden.
Zentral ist auch die Orientierung an Kund*innen. Ihre Bedürfnisse und Wünsche werden stets hinterfragt und berücksichtigt. Agile Organisationen suchen den direkten Austausch und holen sich aktiv Feedback und Verbesserungsvorschläge von ihren Kund*innen ein.
Wie kann agiles Arbeiten in Organisationen eingeführt werden?
Die Einführung der agilen Verhaltensstandards bieten eine Einstiegsmöglichkeit in das agile Arbeiten. Je Organisation und Branche stellt der Fokus auf diese Werte eine kleine oder große Veränderung dar. Weitreichende Veränderungen sollten stets von einem professionellen Change-Management begleitet werden. Denn nur wenn die Grundpfeiler einer agilen Arbeitsweise richtig eingeführt sind, kann eine Organisation wirklich agil sein.
Sind alle Mitarbeitenden bereit, sich auf die Veränderung einzulassen, geht es zunächst darum, ein gemeinsames Verständnis von agilem Arbeiten in der Organisation zu schaffen. Es können sich folgende Fragen gestellt werden:
- Was bedeutet agiles Arbeiten im Kontext meiner Organisation und meiner Aufgaben?
- Was können Hindernisse und Hürden sein?
- Welche Projekte oder Teams eignen sich, um agil zu arbeiten und agiles Arbeiten zu erproben?
- Brauchen wir einen agilen Coach und/oder eine Schulung?
- Welche Methoden und Tools wollen wir einführen?
Agile Techniken und Methoden
Es gibt zahlreiche Methoden des agilen Arbeitens, die sich gerade für den Anfang gut eignen. Dazu gehören u.a. Frameworks wie Scrum oder Kanban und Design Thinking.
1. Scrum
Scrum ist eine der beliebtesten und weitverbreitetsten agilen Arbeitsmethoden. Das liegt vor allem daran, dass diese Methode einfach und leicht verständlich ist.
Es gibt fest definierte agile Teams, die selbstorganisiert arbeiten und vorgegebene Rollen innehaben, wie z.B. den Scrum Master und den Product Owner. Der Product Owner ist verantwortlich für die fachlichen Anforderungen an das Produkt und pflegt eine Liste mit diesen Anforderungen – den Product Backlog. Der Scrum Master sorgt dafür, dass der Prozess eingehalten wird.
Die Entwicklungszyklen, sogenannte „Sprints“, werden möglichst kurzgehalten und es finden regelmäßig Feedbackschleifen statt. Welche Anforderungen in welchem Sprint realisiert werden, wird im Vorfeld von dem Product Owner festgelegt. Für jeden Zyklus gibt es außerdem ein Sprint Planning und einen Backlog.
Während der Ausführung des Sprints findet jeden Morgen das Daily Scrum statt – ein 15-minütiges Meeting, in dem kurz der aktuelle Ist-Stand besprochen wird. Zum Ende jedes Sprints findet ein Sprint Review und eine Retrospektive statt. Der Review erfolgt mit dem gesamten Team und gegebenenfalls den Stakeholdern. Bei der Retrospektive ist nur das interne Team und der Scrum Master involviert. Anschließend startet der nächste Sprint.
Möchtest du mehr über diese Methode erfahren? In unserem Lernprogramm „Scrum – Das agile Framework“ erfährst du alles, was du wissen musst! Hier erhältst du einen ersten Eindruck über die Inhalte.
2. Kanban
Diese Methode ist aus dem Toyota Production System (TPS) entstanden. Dabei wird die Produktion an der Kundennachfrage ausgerichtet. Es handelt sich also um ein Pull-System.
Das Kanban-Board ist Teil dieses Systems. In der einfachsten Form hat es drei Spalten: „Angefordert“, „In Bearbeitung“ und „Erledigt“. Dabei ist es wichtig, einzelne Aufgaben zuerst zu beenden, bevor man eine neue anfängt. Eine solche Visualisierung der Arbeitsschritte hilft dabei, transparent und effizient zu arbeiten. Auch ein tägliches Meeting gehört zu der Methode.
Doch die Kanban-Methode beinhaltet mehr als nur das Kanban-Board. Sie basiert auf vier grundlegenden Prinzipien, die das Ziel haben, einen schnellen und gleichmäßigen Fluss und kontinuierliche Verbesserung zu erreichen:
- Beginne mit dem, was du hast
- Strebe nach instrumenteller, evolutionärer Verbesserung
- Respektiere aktuelle Prozesse und Verantwortlichkeiten
- Fördere Leadership auf allen Ebenen
Zum Thema Kanban bieten wir auf der troodi Lernplattform ein spannendes Lernprogramm an: „Kanban einfach erklärt“ mit dem Experten Julian Wonner. Hier bekommst du einen ersten Einblick.
3. Design Thinking
Mit Design Thinking ist es möglich, systematisch an komplexe Problemstellungen heranzugehen. Dabei geht es vor allem um nutzer*innenorientiertes Erfinden. Man arbeitet in multidisziplinären Teams und variablen Räumen, um den kreativen Prozess zu fördern. Der iterative Design Thinking Prozess umfasst sechs Phasen:
1. Verstehen: Zunächst definierst du die Ausgangssituation und das Problem, das gelöst werden soll.
2. Beobachten: Hier geht es um die direkte Auseinandersetzung mit den Kund*innen. Du möchtest ihre Bedürfnisse und Prioritäten analysieren und verstehen.
3. Sichtweise definieren: Auf Basis der ersten beiden Phasen werden nun die Beobachtungen zu einem Gesamtbild zusammengefügt und die Zielgruppe anhand von Personas definiert.
4. Ideen entwickeln: In dieser Phase entwickelt das Team Ideen dazu, wie das Problem für die Zielgruppe zu lösen ist. Diese werden anschließend nach Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Erwünschtheit bewertet und priorisiert.
5. Prototyp bauen: Jetzt geht es darum, Prototypen zu entwickeln. Dies kann z.B. in Form von Skizzen, Modellen oder Mockups passieren.
6. Testen: Im letzten Schritt wird Kundenfeedback gesammelt. Davon ausgehend können dann Verbesserungen vorgenommen werden. Eventuell muss der Prozess auch nochmal von Neuem durchlaufen werden.
Du willst mehr über Design Thinking wissen? Dann ist unser Lernprogramm „Design Thinking – Innovation und Kreativität steigern“ mit Rea Eldem genau das Richtige für dich! Du kannst dir hier einen Trailer des Lernprogramms ansehen.
Agiles Arbeiten in der Praxis
Nun hast du einen ersten Überblick darüber erhalten, was agiles Arbeiten bedeutet und wie es in Organisationen funktionieren kann. Du weißt, welche Werte beim agilen Arbeiten wichtig sind und welche agilen Methoden man für den Anfang gut einsetzen kann.
Bei der praktischen Umsetzung ist vor allem eines zu beachten: Agiles Arbeiten erfordert Bereitschaft gegenüber Veränderung und Disziplin. Für agile Unternehmen sind Veränderungen in der täglichen Arbeitsweise, den Werten und Prinzipien notwendig. Diese agile Transformation ist nicht einfach, zahlt sich aber aus.
Die Vorteile des agilen Arbeitens sind vielfältig – Mitarbeitende und Teams arbeiten motivierter, da ihnen mehr Verantwortung übertragen und zugetraut wird. Aspekte wie Zusammenarbeit, Transparenz und Kommunikation fördern eine Kultur des Miteinanders. Außerdem erhöht agiles Arbeiten die Produktivität und Innovationskraft, da eine ständige Anpassung an die Bedürfnisse der Kund*innen und an den Markt stattfindet. So werden auch Risiken minimiert, die Zufriedenheit der Kund*innen und User erhöht und Unternehmen können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Du möchtest agiles Arbeiten lernen? Bei troodi bieten wir ein Lernprogramm an, um dich genau dabei zu unterstützen. Unser Agile Coach Julian Wonner begleitet dich durch die einzelnen Kapitel. Das kannst du aus dem Lernprogramm „Agilität verstehen“ mitnehmen:
- Geschichte und Definition von Agilität
- Identifizierung der Unterschiede zwischen klassischer und agiler Arbeitsweise
- Reflexion der Werte und Prinzipien des agilen Arbeitens
- Überblick über agile Praktiken, Frameworks und verschiedene Methoden
- Einführung von agilen Methoden im Team
Hier kannst du dir einen Trailer des Lernprograms anschauen.
Unsere Lernplattform kannst du mit einem kostenlosen Testzugang kennenlernen. Bei weiteren Fragen kontaktieren uns gern per Mail oder telefonisch.